Ok Google Wie Lange Bezieht Kann Man Krankengeld Beziehen
Das Wichtigste in Kürze
- Krankengeld zahlt Deine gesetzliche Krankenkasse, wenn Du wegen derselben Krankheit für länger als sechs Wochen krankgeschrieben bist. Davor bekommst Du eine Lohnfortzahlung von Deinem Arbeitgeber.
- Du erhältst maximal 90 Prozent Deines Nettogehaltes als Krankengeld – als Arbeitnehmer höchstens 72 Wochen lang.
- Selbstständige können freiwillig Krankengeld versichern.
So gehst Du vor
- Schick die Krankschreibung sofort an Deine Kasse und Deinen Arbeitgeber.
- Wie Du berechnest, wie viel Krankengeld Du bekommst, erklären wir in diesem Abschnitt.
- Lehnt Deine Krankenkasse es ab, Krankengeld zu zahlen, solltest Du Widerspruch einlegen.
- Kläre gerade bei langer Krankheit rechtzeitig, wie es nach dem Krankengeld weitergeht.
Komplizierter Beinbruch, Autounfall oder eine schwere Infektion – nach einem solchen gesundheitlichen Tiefschlag ist an Arbeiten oft nicht zu denken. Die gute Nachricht ist: Du musst Dir als Arbeitnehmer um Deine Finanzen erst einmal keine Sorgen machen und kannst in Ruhe gesund werden. In den ersten sechs Wochen zahlt Dein Arbeitgeber Dein Gehalt weiter. Danach springt die Krankenkasse mit dem Krankengeld ein.
Wer hat Anspruch auf Krankengeld?
In den ersten sechs Wochen Deiner Krankheit bekommst Du eine Lohnfortzahlung von Deinem Arbeitgeber. Das bedeutet, Du erhältst weiter Dein volles Gehalt. Damit Du im Anschluss nicht mit leeren Händen dastehst, gibt es das Krankengeld. Du bekommst es, wenn Du Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bist und einen Anspruch auf Krankengeld erworben hast. Das trifft vor allem auf pflichtversicherte Arbeitnehmer (§ 5 Abs. 1 Nr. 1 SGB V) in folgenden Fällen zu:
- Du wirst stationär in einem Krankenhaus oder einer Reha-Einrichtung behandelt, ohne dass Du von Deinem Arbeitgeber weiterhin Gehalt beziehst.
- Du bistlänger als sechs Wochen wegen derselben Erkrankung arbeitsunfähig und Dein Arbeitgeber zahlt nicht mehr (§ 3 Entgeltfortzahlungsgesetz).
- Du hast gerade eine neue Stelle angefangen und wirstin den ersten vier Wochen krank. Dein Arbeitgeber muss dann Dein Gehalt nicht zahlen. Stattdessen kann Dir die Krankenkasse Krankengeld zahlen.
- Du bekommstArbeitslosengeld I und bistlänger als sechs Wochen krank. Während der ersten sechs Wochen zahlt die Agentur für Arbeit das Arbeitslosengeld weiter. Danach übernimmt die Krankenkasse mit dem Krankengeld.
Wichtig ist, dass Du die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigunginnerhalb einer Woche nach dem Besuch beim Arzt an die Krankenkasse schickst. Ansonsten zahlt die Krankenkasse nicht, Dein Anspruch auf Krankengeld ruht (§ 49 Abs. 1 Nr. 5 SGB V).
Für Familienversicherte gibt es kein Krankengeld
Ehegatten und Kinder, die in der gesetzlichen Familienversicherung mitversichert sind, haben keinen Anspruch auf Krankengeld – ebenso pflichtversicherte Praktikanten, Studenten und Empfänger von Arbeitslosengeld II. Wenn Du ALG II (umgangssprachlich: Hartz IV) beziehst, erhältst Du weiterhin die Grundsicherung. Dein Anspruch auf Krankengeld kann während eines bestimmten Zeitraums ruhen und später wieder aufleben, beispielsweise wenn Du Dich in Elternzeit befindest und Elterngeld beziehst.
Selbstständige in der GKV müssen sich selbst kümmern
Bist Du als Selbstständiger freiwillig in der GKV versichert, musst Du Dich selbst darum kümmern, dass Du im Krankheitsfall abgesichert bist. Du hast vier Möglichkeiten:
- Du zahlst bei der GKV einen ermäßigten Beitrag von 14 Prozent plus dem kassenindividuellen Zusatzbeitrag von durchschnittlich 1,3 Prozent im Jahr 2021. Dann erhältst Du kein Krankengeld. Das ist der Regelfall.
- Du zahlst den normalen Beitragssatz von derzeit 14,6 Prozent des Bruttoeinkommens plus Zusatzbeitrag. Dann erhältst Du wie ein Arbeitnehmer Krankengeld ab dem 43. Tag der Arbeitsunfähigkeit. Du musst ausdrücklich gegenüber Deiner Kasse erklären, dass Du Krankengeld wünschst.
- Du hast bei Deiner Kasse einen Wahltarifmit Krankengeldanspruch abgeschlossen, um bereits vor dem 43. Tag Krankengeld zu bekommen. Ab wann und in welcher Höhe Du Geld bekommst, hängt davon ab, was Du mit Deiner Krankenkasse konkret vereinbart hast.
- Du schließt eine private Krankentagegeldversicherung ab. Wann das private Krankentagegeld die bessere Wahl ist als das gesetzliche, erklären wir in unserem Ratgeber Krankentagegeld.
Alle Optionen ausführlich erklärt und weitere Tipps, findest Du in unserem Ratgeber zum Krankengeld für Selbstständige.
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Was ist bei der Krankschreibung zu beachten?
Der Anspruch auf Krankengeld beginnt mit dem Tag, an dem Dein Arzt die Arbeitsunfähigkeit festgestellt hat (§ 46 Satz 1 Nr. 2 SGB V). Um Deinen Anspruch auf Krankengeld zu erhalten, muss der Arzt Dich in der Regelohne Unterbrechungerneut krankschreiben, und zwar spätestens am nächsten Werktag nach dem zuletzt bescheinigten Ende der Arbeitsunfähigkeit. Samstage gelten in dem Zusammenhang nicht als Werktage.
Endet Deine Krankschreibung zum Beispiel an einem Dienstag, musst Du spätestens am Mittwoch erneut zum Arzt gehen. Sonst entsteht eine Anspruchslücke, und die Krankenkasse kann die Zahlung einstellen. Die Krankschreibungen müssen sich seit 2016 aber nicht mehr überlappen. Dadurch sollen weniger Menschen ihren Anspruch auf Krankengeld wegen formaler Fehler verlieren.
Lücke in der Krankschreibung
Dein Arzt kann Dich in der Regel nicht rückwirkend krankschreiben. Ausnahmen kann es geben, wenn Du Dich rechtzeitig bei Deinem Arzt gemeldet und alles in Deiner Macht Stehende getan hast, um fristgerecht eine Folge-Krankschreibung zu bekommen. Verschiebt die Praxis dann Deinen bereits vereinbarten Termin, darf der Arzt Dich bis zu drei Tage rückwirkend krankschreiben, ohne dass Du den Krankengeldanspruch deswegen verlierst (Urteil vom 26. März 2020, Az. B 3 KR 10/19 R)
Seit Mai 2019 gilt außerdem durch das Terminservice- und Versorgungsgesetz eine Sonderregelung für Menschen, deren Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung vom Krankengeldbezug abhängt. Ihr Anspruch auf Krankengeld bleibt auch dann grundsätzlich bestehen, wenn die weiter bestehende Arbeitsunfähigkeit nicht am nächsten Werktag, sondern innerhalb eines Monats nach Ende der letzten Krankschreibung vom Arzt festgestellt wird. Das ist beispielsweise eine Verbesserung für alle, die während ihrer Krankheit arbeitslos werden. Für die Tage, bis der Arzt das nächste Attest ausstellt, bekommen die Betroffenen allerdings kein Krankengeld ausgezahlt.
Wenn unklar ist, wie lange Du arbeitsunfähig bist
Auf der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung befindet sich ein Feld, in das der Arzt eintragen muss, wie lange Du voraussichtlich arbeitsunfähig sein wirst. Der Arzt schreibt Dich in der Regel für nicht mehr als zwei Wochen krank. Ist das Ende der Krankheit noch nicht absehbar, lassen manche Mediziner dieses Feld frei, andere schreiben „bis auf Weiteres" hinein.
Das Bundessozialgericht hat dazu entschieden, dass bei einer Krankschreibung „bis auf Weiteres" die Krankenkasse die Zahlung von Krankengeld nicht einfach einstellen darf. Denn es gibt keine Regel, wonach krankenversicherte Personen in regelmäßigen Abständen erneuerte Bescheinigungen vorlegen müssen. Im konkreten Fall war es daher unzulässig, dass die Kasse die Auszahlung gestoppt hatte (BSG, Urteil vom 10. Mai 2012, Az. B 1 KR 20/11 R, LSG Rheinland-Pfalz, Urteil vom 16. April 2015, Az. L5 KR 254/14).
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Was musst Du tun, um Krankengeld zu bekommen?
Du musstkeinen gesonderten Antrag stellen, um Krankengeld zu erhalten. Deine Krankenkasse nimmt mit Dir Kontakt auf, um die weitere Vorgehensweise abzustimmen. So ist der übliche Ablauf:
Arbeitgeber schickt Verdienstbescheinigung
Deine Krankenkasse schickt zum Ende der sechs Wochen Lohnfortzahlung einen Vordruck für Deine Verdienstbescheinigung an Deinen Arbeitgeber. Der ist verpflichtet, das ausgefüllte Formular wieder an Deine Kasse zurückzuschicken. Er muss dabei alle notwendigen Angaben machen, damit die Kasse das Krankengeld berechnen kann.
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung holen
Für Krankschreibungen gibt es seit 2016 nur noch ein Formular. Ein Auszahlschein für das Krankengeld ist nicht mehr nötig, er ist in der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung enthalten. Auf dem Muster bescheinigt der Arzt Deine Arbeitsunfähigkeit während der Entgeltfortzahlung und während der Krankengeldzahlung durch die Krankenkasse.
Du bekommst einen Durchschlag der Krankschreibung für Deine Unterlagen. Dieser enthält den Hinweis, dass für den Bezug von Krankengeld ein lückenloser Nachweis der Arbeitsunfähigkeit erforderlich ist. Zudem gibt es eine Ausfertigung für den Arbeitgeber und eine für die Krankenkasse.
Ab dem 1. Oktober 2021 soll der behandelnde Arzt die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung digital an die Krankenkasse übermitteln. 2022 sollen dann auch Arbeitgeber an das System für die elektronische Übermittlung angebunden werden.
Versand per Einschreiben
Um zu verhindern, dass die Krankenkasse behauptet, Deine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung sei nie angekommen, empfehlen wir Dir, das Dokument als Einwurf-Einschreiben zu verschicken. Das ist zwar etwas teurer als ein normaler Brief, Du hast aber auf jeden Fall einen Beleg dafür, dass Deine Kasse die Bescheinigung auch erhalten hat. Alternativ kannst Du die Krankschreibung faxen und einen Sendebericht aufheben. Oder Du gibst die Bescheinigung in einer Geschäftsstelle der Krankenkasse ab und lässt Dir den Empfang quittieren. Manche Kassen ermöglichen es auch, die eingescannte Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung per App oder auf einem Service-Portal hochzuladen.
Prüfung und Auszahlung
Du bekommst das Krankengeld, sobald Du die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung eingereicht hast und die Kasse sie geprüft hat. Das Krankengeld wird immer rückwirkend bis zum ersten Tag der bescheinigten Arbeitsunfähigkeit gezahlt.
Information an Deinen Arbeitgeber
Vergiss nicht, Deinen Arbeitgeber zu informieren. Auch wenn er keinen Lohn mehr zahlt, muss er wissen, ob und wann Du wieder arbeiten kannst. Solltest Du arbeitslos sein und ALG I beziehen, informiere die Agentur für Arbeit.
Wie viel Krankengeld gibt es?
Die Höhe des Krankengelds ist gesetzlich vorgeschrieben: Es beträgt 70 Prozent des Bruttoverdienstes, aber nicht mehr als 90 Prozent des Nettoverdienstes (§ 47 SGB V). Der geringere dieser beiden Werte wird um die Arbeitnehmeranteile zur gesetzlichen Sozialversicherung gekürzt. Dabei werden die entsprechenden Beiträge direkt von den Zahlungen abgezogen. Den Restbetrag bekommst Du dann als Krankengeld ausgezahlt.
Tipp: Einige Krankenkassen bieten Krankengeldrechner an, mit deren Hilfe Du die Höhe Deines Krankengelds berechnen kannst, zum Beispiel die TK.
Ein Beispiel, wie Krankengeld berechnet wird: Eine Angestellte verdient laut ihrer letzten Gehaltsabrechnung 3.000 Euro brutto. Sie ist unverheiratet, 34 Jahre alt und hat keine Kinder. Ihr monatlicher Nettoverdienst beläuft sich auf 1.920 Euro. Dabei ist ein Zusatzbeitrag von 1,1 Prozent bereits berücksichtigt.
Beispiel für eine Krankengeldberechnung
Berechnungsgrundlage | Betrag |
---|---|
monatliches Bruttogehalt | 3.000 € |
monatliches Nettogehalt (Lohnsteuerklasse I, keine Kinder) | 1.920 € |
70 % des Bruttogehalts | 2.100 € |
90 % des Nettogehalts | 1.728 € |
monatliches Krankengeld brutto | 1.728 € |
abzüglich Anteil Rentenversicherung (9,3 %) | 161 € |
abzüglich Anteil Arbeitslosenversicherung (1,20 %) | 22 € |
abzüglich Anteil Pflegeversicherung (1,525 %) | 26 € |
Zuschlag für Kinderlose (0,25 % von 80 % des Bruttoarbeitsentgelts) | 6 € |
monatliches Krankengeld netto | 1.513 € |
tägliches Krankengeld netto | 50 € |
Differenz zum Nettoeinkommen | 407 € |
Werte gerundet, Rundungsdifferenzen möglich
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: 17. Mai 2021)
Zum Brutto- oder Nettoverdienst wird einmalig gezahltes Arbeitsentgelt hinzugerechnet (§ 47 Abs. 2 Satz 6 SGB V). Das heißt: Weihnachts- und Urlaubsgeld werden zu Deinen Gunsten berücksichtigt.
Krankengeldlücke bei Gutverdienern
Der Gesetzgeber begrenzt die Höhe des Krankengelds auf einen Maximalbetrag von 70 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze. Damit können Versicherte im Jahr 2021 pro Tag höchstens 112,88 Euro brutto Krankengeld bekommen; das sind rund 3.386 Euro brutto im Monat.
Davon gehen aber noch die Arbeitnehmeranteile zur Sozialversicherung ab. Als Nettokrankengeld bleiben somit maximal 2.979 Euro im Monat.
Falls Du Gutverdiener mit einem deutlich höheren regulären Nettoeinkommen bist und hohe monatliche Ausgaben hast, reicht das Krankengeld unter Umständen nicht aus. Die Lücke zwischen Nettogehalt und Krankengeld kannst Du mit einer privaten Krankentagegeld-Versicherung schließen.
Einige Arbeitgeber zahlen einen Zuschuss zum Krankengeld. Dieser gleicht die Differenz zum Nettoarbeitsentgelt aus. Frage bei Deinem Arbeitgeber nach, ob er eine solche Regelung anbietet.
Mehr dazu im Ratgeber Krankentagegeld-Versicherung
- Für Selbstständige und Gutverdiener ist ein Krankentagegeld bei langer Krankheit sinnvoll.
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Zum Ratgeber
Wie lange wird Krankengeld gezahlt?
Das Krankengeld läuft relativ lange – nämlich 78 Wochen lang innerhalb von drei Jahren pro Erkrankung (§ 48 SGB V). Dabei musst Du nicht am Stück krankgeschrieben sein. Die Zeiträume werden zusammengezählt. Die Wartezeit von sechs Wochen, in der Du als Angestellter noch Lohn von Deinem Arbeitgeber bekommst, fällt also nur einmal an. Bei weiteren Krankschreibungen wegen desselben, medizinisch nicht ausgeheilten Leidens bekommst Du sofort Krankengeld. Diese Regel gilt auch für Selbstständige mit Krankengeldanspruch. Allerdings weigern sich einige Krankenkassen, sie anzuwenden. Mehr dazu liest Du in unserem Ratgeber zum Krankengeld für Selbstständige.
Bist Du bereits krankgeschrieben und es kommt eine weitere Erkrankung hinzu, wird die Leistungsdauer von 78 Wochen nicht verlängert (§ 48 Abs. 1 Satz 2 SGB V).
Von den 78 Wochen werden Zeiten abgezogen, in denen der Anspruch auf Krankengeld ruht. Das ist zum Beispiel der Fall, solange der Arbeitgeber das Gehalt fortzahlt oder Du Arbeitslosengeld bekommst – also in der Regel während der ersten sechs Wochen der Arbeitsunfähigkeit (§ 49 Abs. 1 Nr. 1 SGB V, § 146 Abs. 1 Satz 1 SGB III). Die Leistungsdauer verkürzt sich entsprechend. In der Regel gibt es für Arbeitnehmer deshalb nach den sechs Wochen Entgeltfortzahlung noch bis zu 72 Wochen Krankengeld. Das Krankengeld ruht auch während der Elternzeit.
Hat ein neuer Drei-Jahres-Zeitraum begonnen und bei Dir tritt dasselbe Leiden wieder auf, aufgrund dessen Du bereits einmal 78 Wochen arbeitsunfähig warst, beginnt der Anspruch auf Krankengeld von vorne. Dazu musst Du aber weiterhin in der gesetzlichen Krankenkasse und entweder sozialversicherungspflichtig beschäftigt oder arbeitssuchend sein. Und in der Zwischenzeit darf Dich für mindestens sechs Monate kein Arzt wegen dieser speziellen Erkrankung krankgeschrieben haben.
Krankengeld ist steuerfrei
Auf das Krankengeld musst Du keine Steuern zahlen. Es unterliegt jedoch dem Progressionsvorbehalt. Dadurch wird das Krankengeld zum zu versteuernden Einkommen hinzugerechnet. Der somit ermittelte höhere Steuersatz wird auf das zu versteuernde Einkommen angewandt. So vermeidet der Fiskus, dass Versicherte, die Krankengeld bezogen haben, einen geringeren Steuersatz haben als Versicherte, die kein Krankengeld bekommen haben.
Was hilft bei Ärger mit der Krankenkasse?
Obwohl es Dein gutes Recht ist, Krankengeld zu beziehen, kann es vorkommen, dass sich Deine Kasse querstellt. So kannst Du Dich bei häufigen Problemen wehren:
Unerwünschte Anrufe von der Krankenkasse
Patientenberatungsstellen berichten, dass sich viele Versicherte von ihrer Krankenkasse am Telefon unter Druck gesetzt fühlen. In einigen Fällen sollen Kassen-Mitarbeiter den Angerufenen sogar geraten haben, ihren Job zu kündigen und Arbeitslosengeld zu beantragen. Auf solche Vorschläge solltest Du niemals eingehen.
Grundsätzlich darf Dich die Krankenkasse für eine individuelle Beratung zum Krankengeld anrufen – allerdings nur, wenn Du dem ausdrücklich schriftlich oder elektronisch zugestimmt hast. Die Zustimmung kannst Du jederzeit widerrufen (§ 44 Abs. 4 SGB V).
Falls Du Dich von Deiner Kasse bedrängt fühlst, solltest Du ihr mitteilen, dass Du keine telefonische Beratung wünschst und notwendige Fragen gerne schriftlich beantwortest. Sollte Dich der Kassenmitarbeiter auf Deine „Mitwirkungspflichten" hinweisen, lass Dich nicht verunsichern. Tatsächlich hast Du bestimmte Mitwirkungspflichten (§ 60 bis 67 SGB I), etwa wenn es darum geht, zu prüfen, ob Du wirklich Anspruch auf Krankengeld hast. Du kannst Auskünfte also nicht komplett verweigern. Deiner Mitwirkungspflicht kannst Du aber schriftlich nachkommen.
Viele Informationen über Deine persönliche und gesundheitliche Situation musst Du der Krankenkasse gar nicht geben, sondern nur dem Medizinischen Dienst (früher MDK). Dieser ist dafür zuständig, Deine Arbeitsunfähigkeit zu überprüfen, nicht die Krankenkasse. Die große Koalition hat mit einem im Juli 2021 in Kraft getretenen Gesetz (GVWG) klare Grenzen zwischen der vom Versicherten erwünschten Beratung und sonstigen Nachfragen gesetzt. Um zu entscheiden, ob sie Deine Arbeitsunfähigkeit vom Medizinischen Dienst überprüfen lässt, darf eine Krankenkasse nur nach den folgenden zwei Dingen fragen – und zwar schriftlich:
- Ist es absehbar, dass Du bald wieder arbeiten kannst? Wenn ja, wann?
- Sind Behandlungen geplant, die einer Wiederaufnahme der Arbeit entgegenstehen?
Falls Du einer telefonischen Abfrage dieser Informationen zugestimmt hast, muss die Kasse ein Protokoll des Telefonats anfertigen.
Wenn Du unsicher bist, was Du auf Nachfrage Deiner Krankenversicherung preisgeben musst, wende Dich an eine Beratungsstelle.
Der Medizinische Dienst hält Dich für arbeitsfähig
Die Krankenkasse schreibt Dir, dass Du arbeitsfähig bist und sie bald kein Krankengeld mehr zahlt – das haben schon viele Versicherte erlebt. Meist beruft sich die Kasse dann auf ein Gutachten des Medizinischen Diensts, früher MDK genannt. Den muss die Krankenkasse einschalten, wenn sie der Auffassung ist, dass Du längst wieder gesund bist und arbeiten kannst. Der Medizinische Dienst (MD) urteilt meist nach Aktenlage, nur in Ausnahmefällen wirst Du zu einer persönlichen Untersuchung gebeten.
Eine Beurteilung nur nach Aktenlage muss allerdings nicht immer rechtens sein. Das hat das Hessische Landessozialgericht im Fall einer Bauingenieurin festgestellt, die wegen einer psychischen Erkrankung arbeitsunfähig war. Die Richter entschieden, dass die Krankenkasse – gerade bei einem psychischen Leiden – umfangreiche Ermittlungen zum Gesundheitszustand anstellen muss, bevor sie das Krankengeld einstellt. Die Krankenkasse hätte die Betroffene persönlich untersuchen lassen und aussagekräftige Stellungnahmen der behandelnden Ärzte anfordern müssen (Urteil vom 18. Oktober 2007, Az. L 8 KR 228/06)
Falls die Kasse das Krankengeld einstellen will, solltest Du schnellstens das Gutachten des MD anfordern und binnen eines Monats Widerspruch einlegen mit dem Hinweis, dass Du die Begründung für den Widerspruch nachreichst – beispielsweise innerhalb von 14 Tagen nachdem Du das Gutachten erhalten hast.
Bitte Deinen Arzt oder Deine Ärztin außerdem, ein Zweitgutachten bei der Krankenkasse zu beantragen (§ 6 Arbeitsunfähigkeitsrichtlinie). Ist Dein Arzt nicht dazu bereit, dann solltest Du in Deinem Widerspruchsschreiben an die Kasse alle behandelnden Ärzte auflisten mit einem Hinweis wie „für die medizinische Begründung des Widerspruchs wenden Sie sich bitte an die folgenden Behandler". Wenn die Krankenkasse die Ärzte um eine Stellungnahme bittet, müssen sie antworten und können die Leistung auch abrechnen.
Viele Widersprüche sind erfolgreich. Ein Musterschreiben und weitere Infos findest Du in unserem Ratgeber zum Widerspruch gegen die Krankenkasse.
Du sollst eine Reha beantragen
Es kann passieren, dass die Krankenkasse Dich auffordert, eine Reha bei der Rentenversicherung zu beantragen. Das darf sie nämlich tun, wenn sie glaubt, dass Dir eine Erwerbsunfähigkeit droht (§ 51 Abs. 1 SGB V). Du kannst Dir für den Antrag allerdings zehn Wochen Zeit lassen. Eine kürzere Frist darf die Krankenversicherung nicht setzen. Am besten verschickst Du den Reha-Antrag per Einwurf-Einschreiben, damit Du nachweisen kannst, dass Du ihn fristgerecht gestellt hast. Beantragst Du die Rehabilitation nicht innerhalb von zehn Wochen, kann die Kasse das Krankengeld einstellen. Allerdings kannst Du gegen die Aufforderung zur Reha Widerspruch einlegen.
Lass Dich von der Reha-Aufforderung nicht verunsichern und wende Dich an eine Beratungsstelle, wenn Du Bedenken hast. Vielleicht kann Dir die Reha helfen, wieder fitter zu werden. Du kannst die Klinik sogar selbst aussuchen. Ein Musterschreiben dafür findest Du in unserem Ratgeber Reha beantragen.
Wenn Du nach der Reha immer noch arbeitsunfähig bist, läuft das Krankengeld weiter. Falls hingegen festgestellt wird, dass Du langfristig erwerbsunfähig bist, wird Dein Reha-Antrag rückwirkend umgewandelt in einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente. Wird diese genehmigt, bekommst Du kein Krankengeld mehr.
Urlaub ist erlaubt
Auch wenn Du Krankengeld beziehst, darfst Du Urlaub machen – solange das Deiner Genesung nicht schadet. Nur wenn Dein Reiseziel außerhalb Deutschlands liegt, brauchst Du dafür die Zustimmung der Kasse. Reisen innerhalb der EU müssen Krankenkassen aber fast immer zustimmen, hat das Bundessozialgericht 2019 entschieden (Az. B 3 KR 23/18 R).
Falls Du ins Ausland reist, solltest Du vorher mit Deinem Arzt über Deine Pläne sprechen und Dir von ihm bescheinigen lassen, dass die Reise Deine Genesung nicht beeinträchtigt. Informiere Deine Krankenversicherung ebenfalls mehrere Wochen vor der Reise und lege Widerspruch ein, falls sie nicht zustimmt. Mehr zum Thema liest Du bei Finanztip-News.
Hol Dir Hilfe von einer Beratungsstelle
Solltest Du Schwierigkeiten mit Deiner Krankenkasse haben, weil diese den Krankengeldanspruch ablehnt oder Dich zu Reha-Maßnahmen auf Kosten der Rentenversicherung auffordert, lass Dich unbedingt beraten und unterstützen. Beratung bieten beispielsweise die Unabhängige Patientenberatung (UPD), Verbraucherzentralen oder Sozialverbände wie der VDK an. Sie können Dir erklären, welche Rechte Du in Deiner Situation hast und helfen, einen Widerspruch zu formulieren.
Falls Dein Widerspruch nicht erfolgreich ist, bleibt Dir noch eine Klage vor dem Sozialgericht. Das kostet keine Gerichtsgebühren. Es ist aber sinnvoll, sich von einem Fachanwalt für Sozialrecht vertreten zu lassen. Dessen Honorar musst Du selbst zahlen, falls Du den Prozess verlierst. Wäge also das Kostenrisiko ab, falls Du keine Rechtsschutzversicherung hast.
Was passiert nach Ende des Krankengelds?
Bist Du auch nach der 78. Woche der Krankengeldzahlung – dem Ende des Krankengelds – nicht arbeitsfähig, deutet vieles auf eine Erwerbsunfähigkeit hin. Du hast eventuell Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente.
Deine Krankenkasse fordert Dich spätestens drei Monate vor dem Auslaufen des Krankengelds auf, einen Antrag auf eine medizinische Reha zu stellen. Daraufhin wird geprüft, ob eine Reha-Maßnahme Deine Arbeitsfähigkeit innerhalb von drei bis sechs Monaten wiederherstellen kann. Ist dies nicht zu erwarten, wird der Antrag auf Reha in einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente umgewandelt.
Melde Dich spätestens drei Monate vor Ablauf des Krankengelds bei der Agentur für Arbeit, denn Du hast Anspruch auf ALG I (§ 145 SBG III), während die Deutsche Rentenversicherung Deinen Antrag prüft.
Achtung: Wenn Du eine Berufsunfähigkeitsversicherung hast, solltest Du frühzeitig einen Leistungsantrag bei Deiner Versicherung stellen, schon während Du noch Krankengeld bekommst. Denn die Entscheidung über deinen Antrag dauert meist mehrere Monate. Du kannst parallel Krankengeld und eine Berufsunfähigkeitsrente erhalten. Diese schließen sich nicht gegenseitig aus.
Sicher Dich frühzeitig gegen eine Berufsunfähigkeit ab
- Bei längerer Krankheit reicht die staatliche Erwerbsminderungsrente nicht aus, eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist für fast jeden sinnvoll.
- Lass Dich vor Abschluss einer BU unbedingt beraten und hole über Versicherungsmakler mehrere Angebote ein.
- Von uns empfohlene Makler: Hoesch & Partner, Buforum24, Zeroprov, Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung, P&F.
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Die wichtigsten Fragen zusammengefasst
Die Höhe des Krankengelds ist gesetzlich vorgeschrieben: Es beträgt 70 Prozent des Bruttoverdienstes, aber nicht mehr als 90 Prozent des Nettoverdienstes (§ 47 SGB V). Vom geringeren dieser beiden Werte werden die Arbeitnehmeranteile zur gesetzlichen Sozialversicherung abgezogen. Den Restbetrag bekommst Du dann als Krankengeld ausgezahlt.
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Das Krankengeld wegen derselben Erkrankung läuft relativ lange – nämlich 78 Wochen oder 19,5 Monate lang innerhalb von drei Jahren (§ 48 SGB V). Dabei musst Du nicht am Stück krankgeschrieben sein. Die Zeiträume werden zusammengezählt.
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Krankengeld kannst Du bekommen, wenn Du Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bist und einen Anspruch auf Krankengeld hast. Das gilt vor allem in vier Fällen:
Zu den vier Fällen »
Der Anspruch auf Krankengeld beginnt mit dem Tag, an dem Dein Arzt die Arbeitsunfähigkeit festgestellt hat (§ 46 Satz 1 Nr. 2 SGB V). Um Deinen Anspruch auf Krankengeld zu erhalten, muss Dein Arzt Dich in der Regel ohne Unterbrechung erneut krankschreiben, und zwar spätestens am nächsten Werktag nach dem zuletzt bescheinigten Ende der Arbeitsunfähigkeit.
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Du musst keinen gesonderten Antrag stellen, um Krankengeld zu erhalten. Deine Krankenkasse nimmt mit Dir Kontakt auf, um die weitere Vorgehensweise abzustimmen.
So ist der übliche Ablauf »
Dieser Ratgeber wurde verfasst von:
Dr. Britta Beate Schön
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Source: https://www.finanztip.de/gkv/krankengeld/
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